Ich bin oft genötigt, Dinge zu suchen. Stehen mir keine hilfreichen Informationen zur Verfügung, dann gestaltet sich die Suche schnell zur Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Leider gilt im Heuhaufen das blinde Zufallsprinzip und die erste vorsichtige Schätzung der Wahrscheinlichkeit für das Auffinden der Stecknadel tendiert gegen Null.
Da ich selbst die Quelle der eigenen Unzulässigkeit bin, beende ich meistens die Suche sehr frühzeitig. Doch bei EHEC liegt der Fall anders. Norddeutschland scheint sich als geographischer Ort des Heuhaufens herauszustellen. Und hier wird dann auch mit allem Nachdruck gesucht. Wiederum erweisen sich Chinesen als sehr hilfreich. Für mich ist sensationell, dass sich zwei unterschiedliche Bakterienstämme, einer davon soll sich in Afrika wohlfühlen, so miteinander vereinigen können, dass Furchtbares entsteht. So stelle ich mir die simple Frage, wie das möglich ist? Aber darauf werden sicherlich schon Abermillionen Menschen gekommen sein. Wo sind aber die Antworten?
Bakterien gibt es viele und sie können sich über die biologischen Abfallprodukte verbreiten, die der Mensch gern ungestört hinterlässt. Tiere sind da anders. Tiere aus Afrika, China oder anderen Teilen der Welt, auf norddeutschen Weiden angesiedelt, hinterlassen so einiges. Wenn diese Hinterlassenschaft in der Güllegrube zusammenfällt, so ist Bakterien-Sex angesagt. Was das Resultat sein kann, weiß man es? Oder ist es vielleicht das EHEC, das inzwischen genetisch analysiert wurde mit der daraus resultierenden Erkenntnis, dass das hohe Potenzial an Giftigkeit auf Shiga-Toxine zurückzuführen ist.
Während mich meine Recherchen im Internet über den angeblichen Bakterien-Sex zu den Shiga-Toxinen geführt haben, die, wie man schon weiß, ebenfalls durch Escherichia Coli produziert werden, wird sich eine weitere Eingrenzung der Quelle vielleicht auf den norddeutschen Weiden als erfolgreich erweisen.
Schließlich läuft uns die Zeit davon. In zehn europäischen Länder hat man bislang EHEC-Fälle registriert. Russland sperrt alle Gemüseeinfuhren aus Europa. Das sind immerhin 25% aller europäischen Grünzeug-Exporte. Die Spanier wollen 220 Millionen Euro von uns. Es kommt zur Gurkenkrise.
Bislang sind, soweit ich informiert bin, afrikanische Rinder ausschließlich in deutschen Tierparks ansässig. Tierzucht hingegen wird nun einmal überall auf der Welt betrieben. Besonders in Mecklenburg-Vorpommern. Auf der Insel Riems befindet sich ein EU-bekanntes Institut, das von den Mitgliedstaaten gemäß den veterinär- und tierzuchtrechtlichen Vorschriften der Gemeinschaft zugelassen wurde. Hier allerdings die Quelle des Übels zu vermuten, wäre einfach vermessen und würde nur zu langwierigen juristischen Auseinandersetzungen führen.
Der Import afrikanischer Rinder ist in Deutschland ausdrücklich verboten, obwohl Afrika weit weg ist, lassen sich Spuren des afrikanischen Rinds, das von den Mauren nach Spanien gebracht wurde, bis in viele heutig existierende Rassen nachverfolgen. Inzwischen exportieren die Deutschen wie die Österreicher ihre Zuchtrinder auf den afrikanischen Kontinent, was wiederum erlaubt ist. Aber deshalb schon einen illegalen Rinderimport aus Afrika zu vermuten, klingt abenteuerlich und ist wohl eher der Stoff, aus dem Fiktionales gestrickt ist.
Nun wurde der Erreger der Blauzungenkrankheit, der die europäischen Rinder 2006 heimgesucht hat, in der Vergangenheit nur in Nigeria, Kenia, im südlichen Afrika sowie in Mittel- und Südamerika gefunden. So musste man damals davon ausgehen, dass über die heimischen Gnitzen, eine Stechmückenart, die bis zum 50. Breitengrad verbreitet sind, die Krankheit weiterverbreitet wurde. Wie wäre es dann mit der Verbreitung von Coli-Bakterien durch Zugvögeln, die in Afrika überwintern und im Norden sich im Sommer auf norddeutschen Weiden zu Hause fühlen. Auch ein Vogel lässt einmal etwas fallen, oder? Und das kann sich dann mit der Gülle von „Hein“ prima vermischen.
So wie es momentan aussieht, scheint die Quelle noch nicht gefunden zu sein. Die Infektionen nehmen ab, die Mediziner atmen auf und mir ist inzwischen auch schon schlecht.
GOO, Juni 2011