Ich gehe durch den Park. Die Vöglein zwitschern zwischen dem leuchtenden Rot, Blau und Gelb der frisch gepflanzten Blumenbeete. Ein Spatz ganz oben auf dem Hinweisschild ist ebenfalls zu sehen. Gesponsert von … und vier im Bezirk ansässige Firmen werden genannt, die die Blumenpracht ermöglicht haben. Toll, super, dass wir dieses Jahr nicht auf die sommerliche Bepflanzung verzichten müssen! Sehr sozial diese Firmen. Bestimmt gehen sie in gleicher Weise mit ihren Mitarbeitern um. Sozial meine ich. Ich nehme meine Azalee und pflanze sie dazu. Dann schreibe ich mit schwarzen Filzstift einen Hinweis auf die von mir Gepflanzte auf das Schild. Wie arm muss diese Stadt doch sein, dass sie bei der Bepflanzung auf diese Art der Finanzierung angewiesen ist. Wie geizig oder vielleicht marode? die entsprechenden Firmen, dass man so viele benötigt, um die paar Blumenbeete zu bepflanzen.
Der Mülleimer am Wegesrand steht mitten im märkischen Sand gespendet von der Firma … für die Bürger der Stadt. Aber holla! Die städtischen Mülleimer hingegen müllen ihre verschmutzende Last auf den Weg aus. Da hat einer den Deckel aufgemacht. Absichtlich etwa, um auf die gesponserten Mülleimer hinzuweisen! Ich war es nicht und denke mir, dass mein Mülleimer auch passend wäre. Ich stelle den frisch gekauften Plastikputzeimer daneben und schreibe auch hier mein Sponsoring auf den grünen Hintergrund. Mit schwarzen Filzstift. Sie wissen schon.
Ach wie gut, dass keiner weiß, dass die Namen, die ich hinterlassen habe, eine Hinterlassenschaft meiner Fantasie sind. Wer glaubt schon daran, dass es einen Blumensponsor mit Namen Benjamin Blümchen wirklich gibt? Ich würde das nicht tun. Aber gewisse Menschen sind leichtgläubig und regen sich dann direkt auf, wenn ihnen ihr Missgeschick bewusst wird. Auf den Mülleimer habe ich einfach „M. Müll(er)“ geschrieben mit dem entsprechenden Sponsoring für meine grüne Mülleimer Firma. Die Produkte 100% aus nachhaltigem Plastik hergestellt und mit jedem Eimer gehen 1 € an Hilfebedürftige. So nennt man heute die Hartz IV Empfänger. Aber das behalte ich für mich.
Jetzt habe ich das Ende des Parks erreicht. Ja, das Tor haben sie letztes Jahr erneuert. Eigentlich ist es gar nicht mehr zu erkennen, weil es inzwischen mit Sponsoringschildern zugestellt ist. Ich bahne mir den Weg durch das Labyrinth aus namhaften Autofirmen und aktuellen Tageszeitungen. Bald wird wieder ein kostenloses Konzert in der Stadt stattfinden. Auch das ist gesponsert. Und der Veranstalter des Konzertes weist jedes Mal brav darauf hin, bevor es losgeht. Kaufen Sie sich doch einen – und dann nennt er diese Automarke. Das sind mindestens drei Klassen zu hoch für mich, aber das Konzert ist trotzdem schön.
Neben dem Tor steht ein steinernes Gartenhäuschen. Das könnte man doch auch ein wenig aufsponsern. Vielleicht habe ich endlich eine Geschäftsidee gefunden. Wir stellen das zu erneuernde Objekt mit Sponsorschildern zu, die dann mindestens ein Jahr auf all die lieben und guten Sponsoren hinweisen und mit dieser kostenlosen Dauerwerbung auch schon unser eigenes Einkommen sowie einiger Geschmierter gesichert haben. Vielleicht hinterlasse ich ja meinen Namen plus Adresse für meine neue Geschäftsidee und stelle schon einmal Farbe zur Verfügung, um das Gartenhäuschen frisch zu streichen. Etwas Putz wird auch nötig sein. Das Ausputzen habe ich schließlich gelernt. Zum Schluss erscheinen die Namen mit all den Arbeitern an einer Gedenktafel, die das Gartenhäuschen wieder auf Vordermann gebracht haben. „Wir danken den Werktätigen Hans M., Gehard B., Eduard S, die ihre Arbeitskraft zur Verfügung gestellt haben.“ Und nicht zu vergessen meinen Namen eben, schließlich habe ich die Produktionsmittel gestellt. Ach ja, die haben das alles ehrenamtlich gemacht. Aber da habe ich Streit mit der Innung bekommen. Das bezirkliche Handwerk hat sich mächtig beschwert, weil ihnen Aufträge vorenthalten wurden. Na so geht das nicht. Da muss ich mir doch tatsächlich anderes überlegen!
Kurz vor meiner Wohnung ist eine Bank. Hier fehlt klar ein Schild: Gesponsert vom Deutschen Volk! Das Windkraftwerk, das am Ende des Bezirks entstehen soll, wird mindestens zu 30% vom Deutschen Volk gesponsert. Ob wohl ein Schild aufgestellt wird? Zu Hause angekommen, widme ich mich meinem Balkon. Mein kleiner Garten, gesponsert von mir selbst und... Es blühen die Kamelien, der Oleander, der Hibiskus und die Portulakröschen in verschiedenen Farben. Rot, gelb, blau, was für eine Pracht! Soll ich oder soll ich nicht? Blütenpracht gesponsert von KITA Rote Pfütze, Genossenschaft Düse Teltow und der Stiftung Roter Oktober?
© GOO Juli 2012