Aus der Hüttenwerkstatt
Die Zeilen ändern sich
- Geschrieben von: Birgit Ohlsen
DIE ZEILEN ÄNDERN SICH
es begab sich aber zu der zeit dass der propagandaminister des landes LACHEN zur kriegspflicht erklärte |
es begibt sich aber zur zeit dass die herrschenden der welt ANGST zur friedenspflicht erklären |
Das Osterfeuer
- Geschrieben von: Birgit Ohlsen
Gegen 10 Uhr verlässt Juliane das Haus, um sich zu Fuß auf den Weg in den Nachbarort zu machen. Sie wundert sich nicht, als sie auf ihrem Weg übers Hofgelände, etwas abseits, auf der Anhöhe gelegen, einen Stapel ungeordnet übereinander gehäuften Holzes passiert. Sie hätte auch nicht sagen können, wie lange er bereits an dieser Stelle gelegen hätte, wäre denn einer auf den Gedanken gekommen, sie zu befragen. Ebenso wenig wird sie Notiz nehmen von der weiteren Umgebung, die ihr zu vertraut ist, als dass es ihr unabdinglich erscheinen könnte, deren Bestand an diesem winterkalten dritten Tag des kalendarischen Frühlings zu überprüfen.
Sie ist, wie immer bei dieser Kälte, warm angezogen, den gelben Schal hat sie mehrere Male um den Hals gewickelt. In Ermangelung wärmender Handschuhe hat sie die Hände tief in die Taschen ihrer dicken Jacke gegraben.
Von G. nach R. sind es etwa drei Kilometer Fußwegs, die man, bei zügigem Schritt, innerhalb einer dreiviertel Stunde zurücklegen kann. Juliane wird es nicht sonderlich eilig haben.
Der Osterflohmarkt in R. ist, lassen Sie mich dies kurz erläutern, anders als das Osterfeuer, dessen Ursprung Brauchtumsforscher auf das heidnische Frühlingsfeuer zurückführen, eine Tradition, die sich seit wenigen Jahren erst an diesem Ort etabliert hat.

Plenissimus venter
- Geschrieben von: Birgit Ohlsen
Es ist nicht lange her, da litt ich an einer eigenartigen Erkrankung, deren exakte Diagnose bis dato keiner der etwa 33 Doctores zu stellen imstande war, die ich im Laufe der nun hinter mir liegenden siebeneinhalb Jahre konsultierte. Da es sich, so vermute ich, um ein äußerst seltenes Krankheitsbild handelt, möchte ich Sie nun, da ich auf dem Wege der Besserung bin, darüber informieren, wie es zur wundersamen Selbstheilung kam. Um aber nicht gleich in medias res zu gehen, werde ich Ihnen zuvor erzählen, wie es zu dieser wunderlichen Begebenheit kam.
Es war ein Irrtum gewesen, allein um der Geselligkeit willen in die Großstadt zu ziehen, dies kann ich schon einmal als vorgezogenes Fazit feststellen. Ich bewegte mich viel unter Menschen, besuchte hin und wieder Museen, hielt jedoch ansonsten, wie zuvor auch, Abstand von den Mitmenschen. Während also, mangels geeigneter Kommunikation, etliche Wörter und Sätze ungesprochen blieben und sich die Gedanken in meinem Kopf ansammelten – es ist ein Wunder, dass ich nicht ebenfalls an Kopfschmerzen litt – begann mein Leib anzuschwellen, und dies auf eine derart unansehnliche Weise, dass ich kaum noch aus dem Haus zu gehen wagte.