Die grüne Woche, die haben wir uns heute gegönnt. Eine Messe der Esskultur und Kultur ist immerhin auch ein Wert, der in der Krise eine Bedeutung hat. Essen hat etwas Kaiserliches an sich. Essen ist eine Lebensnotwendigkeit, die häppchenweise auf der Messe angeboten wird. Man kann diese Kultur auch auf Facebook ausleben, ganz ohne probieren, virtuell sozusagen, aber dort wird eher eine andere Kultur zelebriert. Die schönsten Bilder ersetzen eben nicht den Genuss, auch wenn er nur in Kleinstform fast an jedem Stand für einen oder ein Euro fünfzig zu haben ist. So wird man mit fünfzig Euro in der Tasche, nachdem man 10 Euro für die Sonntags-Sonder-Eintrittskarte an einer der vielen Messekassen gelassen hat, im Schnitt an 30 Ständen + x auch 30 + x Microhäppchen pro Nase verkosten können. Aber was unsere Bundeswehr auf solchen Veranstaltungen zu suchen hat, ist ein Rätsel, das nur die Veranstalter lösen können. Schließlich wird hier nicht mit Essen geworben, das nach meiner Erfahrung bei der Bundeswehr eher schlecht war und einen zum Abnehmen gezwungen hat. Heute steht eher das Ballerspiel im Vordergrund. Macht macht geil auf mehr, und der Panzerwagen passte dann gerade noch auf das Ausstellungsgelände. Danach kamen die Tiere. Den Schafen ging es nicht so gut auf der Grünen Woche. Die schnelle Atmung dieser Tiere, die jeder Besucher der Grünen Woche deutlich sehen konnte, war für mich ein Zeichen, dass die Tiere bei solcher Art der Zurschaustellung einem großen Stress ausgesetzt sind. Deshalb habe ich auch die Schafe relativ häufig am Fressnapf gesehen. Stress macht dick, das ist allgemein bekannt.
Was heißt hier schon Esskultur? Trinkkultur wurde auch dargeboten. Wo gegessen wird, da wird auch getrunken: Bier, Schnaps und Wein werden dem Besucher angeboten. Gern hätte ich mir eine Flasche geben lassen und den Wert des Getränks danach beurteilt. Aber die Preise sind bei Getränken doch relativ hoch und nicht mit unserem Geldbeutel kompatibel. Da war das Brandenburger Dunkelbier für zwei Euro genau das richtige. Dazu ein Mettbrötchen und ein ungenießbares Schmalzbrot, das wir dann auch folgerichtig in die Tonne geworfen haben. Aber das Bier? Meine Herren oder Damen? Richtig gut.
Wenn dem Messebesucher schlecht wird, kommt der Notarztwagen oder man kann sich gerade eben noch auf den Beinen halten, wenn man literweise Wein bei Bacchus umsonst getrunken hat. Das war es auch schon, was man für den Eintrittspreis noch mitnehmen konnte. Die Wurst, das sollte hier noch seine Erwähnung finden, wurde bei den Russen für einen Euro mit Wodka gereicht. Zuerst trinkt man den Wodka und anschließend verschlingt man die Wurst. Hier ist die Reihenfolge wichtig. Macht man es anders herum, wird man nicht gleich tot umfallen, aber es ist falsch. Die russische Darbietung auf der Grünen Woche war sicherlich ein Highlight. Zur Schau gestellt wurde hier unser tägliches Brot in sehr vielen Variationen. Die Bilder belegen dies, dass das Getreideprodukt in Russland einen zentralen Stellenwert hat, was die Esskultur betrifft.
Was kann man noch erleben? Wenn man Kinder hat, so gibt es auch eine Möglichkeit, sein Essen selbst zu kochen. Aber Vorsicht: man muss es dann auch essen. So war die selbst zubereitete Misosuppe nicht gerade ein Knaller für meine Geschmacksknospen, und ich werde sie bestimmt nicht zum Frühstück löffeln, wie es die Japaner machen.
Zum Schluss noch eine etwas individuelle Betrachtung: während mir viele der anwesenden Europäer sehr dick vorkamen, habe ich das bei den Asiaten vermisst. Wieso? Liegt es am Essen? Jeden Morgen Misosuppe. Ja, das macht Sinn. Man muss seine Geschmacksknospen auf die asiatische Kost trainieren. Da war doch noch etwas? Genau! Die Bayern haben sich beim Vietnamesen mit Essen eingedeckt. Kann ich gut verstehen. Bei dieser ungesunden bayerischen Kost sicherlich die richtige Alternative.