Wer den Frieden will, muss sich auf den Krieg vorbereiten. Deshalb benötigt die US Army für besondere Trainingseinheiten regelmäßig viele Statisten, für die sie nicht nur bereit ist, Kost und Logis zu zahlen sondern auch eine Aufwandsentschädigung von 90 € täglich.

Wenn man bedenkt, dass solche Trainingseinheiten immerhin 3 Wochen dauern, dann handelt es sich um einen lukrativen Nebenverdienst, und für das Abenteuer sorgt die US-Army gratis. Warum das Ganze hier in Deutschland stattfindet, sollte man gar nicht erst fragen. Eine Casting-Agentur gibt es schließlich auch schon.

Was so harmlos klingt, wird allerdings durch die martialische Ausdrucksweise, die die US-Army für die Statisten hat, wieder ins rechte Licht gerückt: „Civilians on the Battlefield“. Dem amtierenden Verteidigungsminister müssten bei diesem Ausdruck die Haare zu Berge stehen, behauptet dieser doch regelmäßig, dass es sich um stabilisierende Einsätze handle. Dies hört sich zwar Grundgesetz konformer an, aber „Zivilisten in stabilisierenden Einsätzen“ ist eine etwas jämmerlich Ausdrucksweise gegenüber „Zivilisten auf dem Schlachtfeld“. Schlachtfelder, die meistens in Bayern zu finden sind, weil dort dafür die topografischen Voraussetzungen für die momentane geopolitische Lage am besten vorzufinden sind. Also warum nicht die Marlboro anzünden und sich auf sein Pferd schwingen, um die Freiheit auf dem Schlachtfeld in vollen Zügen zu genießen?

Leider müssen Sie auf diesem Schlachtfeld einige Entbehrungen in Kauf nehmen. So verbietet die US-Army kategorisch Alkohol und Drogen, was überhaupt nicht zu verstehen ist. Aber die Spielregeln für Zivilisten auf dem Schlachtfeld sind sehr streng, und wer sich nicht daran hält, kann sofort den Hut nehmen. Zwar entspricht dies nicht dem wahren Leben, denken Sie vielleicht, aber vielleicht ist die Rolle eines Al Capone zu besetzen, der, getarnt als Mitglied des Nobelpreiskomitees, die Entscheidungsträger mit seinen Mafiamillionen besticht, um den Zivilisten auf dem Schlachtfeld wenigstens ihr Abenteuer zu versüßen.

Da die US-Army den Ernstfall proben will, sind schließlich alle willkommen. Es gibt keine Altersdiskriminierung bei der Jobsuche und unsere lieben Mitbürger mit Migrationshintergrund sind besonders willkommen, wenn sie Arabisch sprechen. Dies verleiht den Zivilisten den nötigen Authentizitätsgrad.

Was die amerikanische Armee kann, können wir auch! Sich berufend auf die sehr lange und erfolgreiche Tradition, was das Militärische betrifft, hat man in Potsdam schon schon damit angefangen und ein wenig weitergedacht. Hier gibt es inzwischen einen Studiengang für das Kriegerische. Seinen Doktor Militaria kann man dort auch gleich ablegen. Und was man alles lernt! So wird u. a. auch darüber nachgedacht, wie man die deutsche Armee nicht nur im Ausland, sondern auch im Inland einsetzen kann. Wenn es darum geht, Aufstände niederzuschlagen oder gewisse Bevölkerungsgruppen in Schach zu halten oder die Grundgesetz konformen Folterpraktiken des 21. Jahrhunderts kennenzulernen, dann ist dieser Studiengang sicherlich das richtige für Sie.

Sichern Sie sich langfristig eine Karriere beim Militär, dann sichern sie langfristig die Karriere einer Wohlstandsgesellschaft. Vom Hartz IV Empfänger bis zum Doktor, für alle ist etwas dabei, wenn es darum geht, die Rohstoffquellen ... Der Verteidigungshaushalt ist auch schon aufgestockt worden. 2010 gibt Deutschland ca. 48,6 Mrd. US-Dollar aus und da müsste doch auch etwas für Sie dabei herausspringen, oder? Auch der „Friedenskämpfer“ Obama hat seinen Etat erhöht. Inzwischen ist unser aller Schutzherr inzwischen schon bei 607 Mrd. US-Dollar, was die Verteidigung von Demokratie und Freiheit auf der Erde betrifft. Aber diese Herren denken sicherlich auch schon an unsere Nachbarplaneten.

So günstig waren die Verhältnisse noch nie! Legen Sie endlich los. Fangen Sie an! Bewerben Sie sich! Es kann gar nichts schiefgehen. Und wenn Sie merken, dass Sie falsch gewählt haben, dann können Sie als Enthüllungsjournalist weitermachen, der die dreckigen Machenschaften in der Truppe aufdeckt. Noch besser ist die Aussteigerbiographie. Spielen Sie das Spiel erst einmal mit. Wenn Sie genug Pekunia angesammelt haben, um endlich dem Dreck zu entkommen, schreiben Sie Ihren autobiographischen Roman, wo Sie all die Schweinereien, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, auskotzen. Das kommt heute gut an, besonders dann, wenn Sie noch jünger sind. Denn seit Christine F. fehlt uns etwas in der Welt der Dichter und Denker. Schreiben Sie ruhig die Wahrheit, wie Sie z.B. von Ihrem Vorgesetzten vergewaltigt wurden, was Sie dabei empfunden haben oder wie man Sie zu Drogen gezwungen hat, damit Sie alles überhaupt ertragen konnten. Schreiben Sie von Ihrem ersten Blutrausch. Als Sie das MG nur so rattern ließen, schreiben Sie von zerfetzten Körpern oder was Sie dachten, als Sie per Knopfdruck 192 Menschen ins Nirwana beförderten. Schreiben Sie, wie Sie Kinder vorschickten, um zu testen, ob das Gebiet, durch das Sie mussten, vermint war.

Das haben viele vor Ihnen auf anderen Gebieten schon erfolgreich ausprobiert. Klappt immer, wenn Sie die richtigen Verbindungen haben. Agenten gibt es inzwischen auch wie Sand am Meer, die hungrig auf der Suche nach neuen Projekten sind. Ihr Projekt ist bestimmt auch dabei. Zögern Sie nicht! Fangen Sie sofort an! Je längerfristiger Sie planen, um so erfolgreicher wird es sein – Ihr Projekt natürlich.

 

 

© GOO, Januar 2010

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