Es ist leer. Es ist dunkel. Es ist still. Es ist gewesen. Das Bild entsteht im Bewusstsein, ein Zwischenraum zwischen Anschauung und Angeschauten. Das Bild ist grau, gefühllos und hart wie Stein eingemauert in einem Ganzen, das in mich eindringt und mich nicht mehr loslassen will, das sich wie eine Decke über mich legt und mir nichts zu verstehen gibt. Die Grauzone meines Daseins schwingt mit mir durch Raum und Zeit, lässt mich an Fremdes, nie da Gewesenes erinnern oder wird als Bild im Museum ausgestellt, als Zeugnis der Einsamkeit, meiner Einsamkeit, unserer Einsamkeit. Sie trägt die Hoffnung der Bremer Stadtmusikanten in sich: Etwas Besseres als den Tod werden wir überall finden. Sie trägt die Verzweiflung von Paul Celan in sich: Schwarze Milch der Frühe … wir trinken und trinken. Sie ist darstellbar doch von einer unermesslichen Flüchtigkeit, die sie immer in den Hintergrund zurückfallen lässt, weil sie nicht tragbar ist, weil sie unerträglich ist.

Schon mehrmals waren wir auf der Insel Rügen. Kleine Änderung haben sich bei jedem Besuch abgezeichnet. Der Herthasee liegt im Nationalpark Königsstuhl und lässt sich schon lange nicht mehr mit dem Auto erreichen.

Vom Parkplatz in Hagen geht es mit dem Bus dorthin, oder man fährt mit dem Fahrrad oder geht zu Fuß.

Dort angekommen, kann man für 10 Euro die Kreidefelsen sehen oder auch ins Museum gehen. Letzteres kam für Birgit und mich nicht infrage. Dafür waren die bizarren Fotomotive von Bäumen, die aus dem Kreidefelsen wachsen und ihre Wurzeln dem Betrachter zuwenden, schon genug. Der kleine Spaziergang vom Königsstuhl zum Herthasee durch den Buchenwald fand bei sonnigem Wetter statt und sollte uns vor der Abreise am nächsten Tag im Regen gegönnt sein.

 

Wir waren in Sagard in einem Ressort mit Hotel untergebracht. Schnell ist man mit dem Auto in Sassnitz und kann sich am steinigen Strand ein paar Erinnerungen an Rügen mitnehmen. Zum Beispiel die legendären schwarz-weißen Feuersteine, die dort zuhauf herumliegen. Weniger häufig sind die Hühnergötter, die mit dem Loch. Aber auch skurrile Formationen fallen auf. Ein Stück Holz, das aussieht wie ein Seehund zum Beispiel, oder einen Baum, der sich rücklings über einen anderen beugt.

 

Hat man genug gesehen, findet man im Hafen von Sassnitz Fischkutter, von denen aus Fischbrötchen verkauft werden. Der Fisch ist frisch und schmeckt nach Ostsee. Aber das ist wohl nur mein Eindruck. Damit schließt sich der Kreis. Das 1818 von Caspar David Friedrich gemalte Ölbild ist in meinem Kopf, während ich auf dem Brötchen kaue. Es entstand sehr wahrscheinlich am Kreidefelsen der Kleinen Stubbenkammer südlich der Victoriasicht, und da waren wir schon.

 

© GOO, April 2022

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.