Wir sind mit dem Auto nach Bad Saarow gefahren. Mir, dem Neuangekommenen, ging es darum, die auffälligen und verborgenen Zeichen des Reichtums, die Spuren dieser Geschichte zu erfahren, in einem Ort, der, bis auf ein noch nicht entdecktes Spielkasino doch eben diesem aus der Literatur bekannten Zauberberg gleicht, der für die Haute Volée als Rückzugsstätte gebaut wurde, um sich vor Pest und Cholera genauso zu schützen wie vor den drohenden Stürmen, der drohenden Dürre, der drohenden Flut oder den neidischen Blicken der Besitzlosen, die am Rande der Stand ihre unscheinbaren Häuser bezogen haben, um von dort oben auf einen See mit all den Villen am Ufer der Halbherzigkeit ihre alltäglichen, diskret ausgetragenen Scharmützel nicht denen offenbaren müssen, die so unsichtbar wie nur möglich in ihren prächtigen Bauten am See wohnen sollten, aber schon längst in andere Teile dieser Erde geflohen sind, wo es interessanter ist, die Langeweile erträglicher ist als hier an diesem Ort, an dem sie einst ihre Hoffnung auf was-auch-immer an der Biegung des Sees begraben haben

und freilaufende Rasenmäher die Oberflächen instand halten, die immer wieder Fremde von fernen Zivilisationen aufsuchen, um kleine Inseln der Vertraulichkeit zu bilden und dem Geruch der Currywurst folgen, die hier mit Champagner gereicht wird und mit Trüffeln gezierten Pommes Frites inmitten einer Bäderarchitektur, in der man mit aller unbewusster Überzeugung daran festhält, dass jene wahnsinnige Welt nicht existiert, in der der Mord an einem Menschen so alltäglich ist wie das Totschlagen von Fliegen.

 

 

GOO, Oktober 2021

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