Tangermünde liegt in Sachsen-Anhalt nahe an der Grenze zu Brandenburg. Es ist von Berlin aus mit dem Auto in ca. zweieinhalb Stunden zu erreichen. Man fährt über die A 10 bis Nauen und dann auf der B 5 in Richtung Rathenow. Dort geht es dann über die B 188 nach Tangermünde. Aber man kommt auch bequem mit dem Zug nach Tangermünde. Dazu fährt man mit dem Intercity von Berlin Hauptbahnhof aus nach Stendal und steigt dort um nach Tangermünde. Die Fahrzeit beträgt ebenfalls ca. zweieinhalb Stunden. Will man nur mit dem Nahverkehr fahren, muss man einen Umweg über Wittenberge machen. Dann dauert eine Fahrt ca. 1 Stunde länger. Tangermünde ist für den Touristen gut gerüstet. Es verfügt über zahlreiche Parkplätze, Cafés, Restaurants und einem kleinen Hafen an der Elbe, von dem aus Bootstouren starten.

Die Burg in Tangermünde wurde 925 von askanischen Markgrafen erbaut. 1009 wurde die Burg Tanger von Thietmar von Merseburg erwähnt. Im 10. und 11. Jahrhundert war sie Reichsburg und die Besiedelung um die Burg herum begründete die Stadt Tangermünde. Die Burg wurde von Kaiser Karl IV schlossähnlich umgebaut. Von der mittelalterlichen Burganlage sind das Burgtor, die Alte Kanzlei, der runde Bergfried, ein Wohnturm, der Burggraben sowie die Ringmauern um Vor- und Hauptburg und das Augustiner-Chorherrenstift an der Westmauer erhalten. Bis zur Deutschen Wiedervereinigung war das Schoss ein Kinderkrankenhaus. Heute befindet sich ein Hotel im Schloss, das hoch oben von Stadtmauern geschützt an der Elbe liegt. Hochwasser kann Tangermünde nicht schaden. Somit ist die Stadt ebenfalls ein Vorbild für zukünftige Städte, die wahrscheinlich einen besseren Hochwasserschutz haben müssen. Die prächtigen Gebäude der Stadt wurden in der Blütezeit im 15. Jahrhundert im Stil der norddeutschen Backsteingotik erbaut.

Am 13. September 1617 brannte die Stadt vollständig ab. Grete Minde, die Tochter eines wohlhabenden Tangermünder Patriziers, wurde der Brandstiftung beschuldigt und zum Tode verurteilt. Wie kam es dazu? Kommen doch direkt Zweifel auf, dass eine Frau eine ganze Stadt in Schutt und Asche legen kann. Wer waren ihre Komplizen? Oder hatte der Brand eine ganz andere Ursache? In einer Zeit, in der man an Hexen glaubte, stellt dies allerdings kein Problem dar. Ein einzelner Mensch ist dann durch den Pakt mit dem Bösen durchaus in der Lage, eine Stadt niederzubrennen.

In unserer Zeit, in der man nicht mehr an Hexen glaubt (oder doch?), kann nur spekuliert werden. Meine Spekulation geht von fehlenden forensischen Tatsachen aus und dem moralischen Imperativ: Männer sind Schweine, um die Punkband «Die Ärzte» zu zitieren. Auffällig ist, dass der Ehemann von Grete Minde, ein heruntergekommener Landsknecht (Soldat im Dienste der Obrigkeit), sicherlich nicht standesgemäß war. Eine Liebesheirat? Vielleicht aus Sicht der Frau, aber ihr Mann muss sich wohl gefreut haben, endlich genug Geld in der Tasche gehabt zu haben mit Aussicht auf ein dickes Erbe. Gretes Familie sah das sicherlich anders. Dieser Trunkenbold konnte das Familienvermögen nicht vermehren. Die Eigenwilligkeit der Tochter musste bestraft werden. Sie wurde enterbt. 

Taten folgen Taten. Wer einmal etwas in Gang setzt, kann sich nur darüber wundern, wie sich alles entwickelt. Grete Mindes Mann hatte vielleicht schon lange vor, seine Frau loszuwerden, um an ihr Erbe zu kommen, um in Saus und Braus zu leben. Doch Träume sind eben nur Schaumgummibäume - frei nach Fritz Teufel. Da kam der Brand gerade Recht. Er musste nur behaupten, dass seine Frau ihn aus Rachsucht für ihr vorenthaltenes Erbe gelegt hat. So war der Sündenbock gefunden und Grete Minde wurde für schuldig befunden. Sie starb nach vorheriger Folter auf dem Scheiterhaufen, was darauf hinweist, dass sie ebenfalls als Hexe verbrannt wurde.

Aus heutiger Sicht eine spannende Geschichte. Das muss sich auch Theodor Fontane gedacht haben. Das Schicksal dieser Frau inspirierte ihn zur Novelle Grete Minde, die 1880 veröffentlicht wurde. Was den Brand aber am 13. September 1617 verursacht hat, bleibt weiter im Dunkeln. Vielleicht erfährt man mehr darüber im Tangermünder Stadtmuseum. Birgit und ich wollen es beim nächsten Besuch erkunden.

Nach dem Brand entstanden prächtige Fachwerkhäuser mit sehr schönen Portalen, die man noch heute bestaunen kann, weil im Zweiten Weltkrieg nur einige dieser Häuser durch amerikanischen Artilleriebeschuss zerstört wurden. Als Tangermünde zur DDR gehörte, wurde die Altstadt nicht verändert. Die Bausubstanz der Fachwerkhäuser verschlechterte sich. Nach der Wende begann man die ganze Stadt zu sanieren. Die Sanierung dauert bis heute noch an. Den Niedergang als Hansestadt besiegelte allerdings schon frühzeitig der Dreißigjährige Krieg.

Unsere Bilder zeugen von den prächtigen Fachwerkhäusern und den imposanten Bauten im Stil der norddeutschen Backsteingotik.

 

 © GOO, Juli 2021

 

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